War das Gesundheitssystem tatsächlich überlastet?

Im Verlauf der Corona-Krise wurde über einen langen Zeitraum der Eindruck verbreitet, dass das Gesundheitssystem stark überlastet sei. Ein Blick auf die nun verfügbaren offiziellen Krankenhaus-Statistiken zeigt aber, dass dies nicht der Fall war. 

Wohl mag es in mehreren Fällen zur lokalen Überlastung von gewissen Intensivstationen gekommen sein, aber dies ist ein Phänomen, welches auch bei jeder größeren Grippewelle zu beobachten ist.  

Factsheet_Nebenwirkungen

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geringere Bettenauslastung 2020 im Vergleich zu 2019

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Covid-19-Patienten-Anteil an Krankenhausgesamtauslastung

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geringere Intensivbettenauslastung 2020 im Vergleich zu 2019 (siehe unten)

Zeitliche Entwicklung der Intensivbetten

Das DIVI-Intensivregister ist eine dem Robert-Koch-Institut unterstellte Institution, welche die Kapazitäten der in Deutschland verfügbaren Intensivbetten tagesgenau erfasst. An der dort öffentlich bereitgestellten Zeitreihe lässt sich folgendes ablesen:

  • Seit Mai 2020, wo ein Höchststand von 31.324 Intensivbetten verfügbar war, ist die Kapazität um 9.309 auf nunmehr 22.015 nominelle Betten abgebaut worden (Stand: 24. Feb. 2022). Dies ist eine Verringerung der Versorgung um 30%.
  • Inklusive der innerhalb von sieben Tagen aktivierbaren Notfallreserve hat Deutschland immer noch eine Gesamtkapazität von 30.265 Intensivbetten
  • Seit dem 30. Apr. 2021, wo ein Maximum der Gesamtauslastung von 21.265 Betten vorlag, sind die belegten Intensivbetten im Trend rückläufig. Gegenwärtig siehe man eine Auslastung von insgesamt 19.040 Betten, das sind 10% weniger als im April 2021.
  • Es gibt laut Bundesgesundheitsministerium keinen absehbaren Engpass in der Versorgung mit Intensivbetten. Zitat: „Im Hinblick auf die bestehenden Reservekapazitäten im Rahmen der 7-Tage-Notfallreserve sieht die Bundesregierung derzeit keinen Bedarf, den Ausbau weiterer intensivmedizinischer Behandlungskapazitäten zu fördern.“

Quellen: 
1. Robert-Koch Institut  DIVI Intensivregister
https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen
Auf Basis einer ministeriellen Verordnung melden alle Krankenhaus-Standorte in Deutschland im DIVI-Intensivregister, die intensivmedizinische Behandlungskapazitäten zur Akutversorgung vorhalten.
2. https://dserver.bundestag.de/btd/19/323/1932393.pdf

Intensivkapazitäten im internationalen Vergleich

Betrachtet man die Intensivbettenkapazitäten normiert auf 100.000 Einwohner im internationalen Vergleich, so findet man große Unterschiede in der Intensivstation-, oder„ITS-Versorgung:

  • Deutschland liegt mit gegenwärtig 26,6 ITS-Betten pro 100.000 Einwohner nach Österreich auf Platz zwei im internationalen Ranking der besten ITS-Versorgungskapazitäten.
  • Es fällt auf, dass es keine negative Korrelation der Covid-19-Todesfälle pro 10.000 Einwohner mit der Intensivbettenkapazität gibt, d. h. eine bessere Intensivbettenversorgung führt nicht zu weniger Covid-19-Todesfällen. Man sieht sogar einen leicht umgekehrten Trend.
  • In Finnland, Dänemark und weiteren acht Ländern mit zum Teil nur 15% der deutschen ITS-Versorgung beobachtet man deutlich niedrigere Covid-19 Sterbezahlen.

Quelle: OECD
https://oecd.org/coronavirus/en/data-insights/intensive-care-beds-capacity

Auslastung der Normalstationen in Deutschland 2019-2021

Verglichen mit 2019 hatten wir sowohl in 2020 als auch in 2021 laut den Daten des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus („InEK„) eine historische Unterauslastung der Krankenhauskapazitäten. Die InEK GmbH ist beauftragt, die Weiterentwicklung des gesetzlich vorgeschriebenen Fallpauschalen-Abrechnungssystems g-DRG zu unterstützen.  Hierzu werden u. a. sämtliche Abrechnungen der stationären Versorgung in Deutschland anonym gesammelt und aggregiert bereitgestellt

  • Sowohl 2020 als auch 2021 waren jeweils ca. 2,5 Millionen weniger Patienten in deutschen Krankenhäusern stationär untergebracht. Das waren insgesamt über 5 Millionen bzw. 13% Patienten weniger. Da laut Statistischem Bundesamt jeder Krankenhauspatient ca. 5.088,- Euro Einnahmen generiert, entspricht das einem Fehlbetrag von ca. 25 Mrd. Euro.
  • Von den insgesamt 33 Mio. stationären Patienten zusammen in 2020 und 2021 waren insgesamt nur 1,7% mit Covid-19 auf Station, inklusive der asymptomatischen Fälle, die wegen einer anderen Ursache im Krankenhaus waren. Der Anteil der unter 60-Jährigen mit positivem Covid-19-Test betrug gar nur 0,57% aller Patienten.

Quellen:  InEK Datenbrowser;  https://datenbrowser.inek.org/
Covid-19 Patienten mit Nebendiagnose ICD-10 Code U07.1

Auslastung der Intensivstationen in Deutschland 2019-2021

 

  • Bei den Intensivpatienten zeigte sich ein ähnliches Bild. Der Anteil der Covid-19-Patienten – auch hier inklusive der wegen anderer Ursachen Hospitalisierten – in  2020 und 2021 zusammen stellten nur einen Anteil von 3,6% aller Patienten, die unter 60-Jährigen auch hier nur 1,1%.
  • Auch auf den Intensivstationen sah man in den letzten beiden Jahren einen erheblichen Abfall der Patientenzahlen. In 2020 waren es ca. 9%, in 2021 sogar 17% weniger Patienten verglichen mit der Zahl aus 2019.

Quellen:  InEK Datenbrowser; ITS Patienten mit Prozedurcodes 8-98fX und 8-930; Covid-19 Patienten mit Nebendiagnose ICD-10 Code U07.1 (https://datenbrowser.inek.org/)

Diese oben gezeigten Daten zeigen, zusammen mit der Gesamtbettenauslastung der Intensivkapazitäten laut DIVI-Intensivregister und der Rekord-Intensivbettenkapazitäten im internationalen Vergleich in keiner Weise eine drohende Überlastung des deutschen Gesundheitssystems.*

(*) Dies wurde auch von BGM Prof. Lauterbach
Mitte Februar bestätigt:
(u.a. Bundespressekonferenz am 14.2.)

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